Titel: Bounty Hunter - The Hard Beitrag von: Hubbedubbel am 29. September 2005, 10:23:45 Auf was man nicht alles stößt, wenn man so in seiner Anime-Vergangenheit stöbert. Zum Beispiel auf ein Musterbeispiel der sinnfreien Gewalt: Bounty Hunter – The Hard. „Hart“ ist dabei vor allem eins: das Zuschauen. Andererseits hat diese 1995 erschienene einteilige OVA einen ziemlich hohen Trash-Faktor, so dass das Filmchen auch einen gewissen Charme hat. [34]
Hintergrundinformationen über diesen B-Movie sind jedoch rar gesät. So gibt die ansonst ziemlich mächtige Datenbank von Anime News Network recht wenig her. Produziert wurde das Teil von der Firma JC. Und als Produktionsfirma kann man eigentlich weiterhin nur auf so ein glorreiches Werk wie „Desert Rose – Snow of the Apokalypse“ verweisen. [77] Ansonsten hab ich über den Regiseur Shunji Taiga mal gar nix gefunden. Sein erstes und letztes Werk? Tja, der Junge weiß anscheinend, dass man auf dem Höhepunkt seiner Karriere aufhören sollte… Zur Story (welche Story?!): Bounty Hunter Hard gurkt mit seinem Trenchcoat in Ney York durch die Gegend und verdient sich sein Geld wie einst Colt Seavers in „Ein Colt für alle Fälle“. Als er einen üblen Delinquenten ausheben will – der Schlingel hat eine Kirche ausgeraubt. Pfui! – stößt er jedoch in der Wohnung des Rabauken auf seinen Bounty-Hunter-Kollegen, welcher sich dummerweise im Zustand der einsetzenden Leichenstarre befindet. Da gebietet natürlich die Kopfgeldjäger-Ehre, dass man dieser üblen Tat nachgehen muss. Naja, dann setzt eine ziemlich wirre Handlungsabfolge ein, wo einem alles geboten wird, was der Mülleimer der Filmgeschichte hergibt. Ein blindes Fräulein, ein unsympathischer Organhändlerring, eine Tuntenbar und ein Typ, der mit einer dermaßen riesigen Wumme rumrennt – aber holla. [56] Naja, irgendwie wird das dann alles in Beziehung zueinander gebracht, aber wichtig ist das eigentlich nicht. Das wirkt dermaßen konstruiert und künstlich, dass es einem ziemlich egal ist, wer nun tatsächlich an dem ganzen Schlamassel schuld ist. Garniert wird das ganze noch mit einem aufgesetzten Schuss Gesellschaftskritik. Jaja, die Welt ist hart und ungerecht, v.a. in der South Bronx… Um mal auf die Einteilung des Ganzen einzugehen…. Also die erste ¼-Stunde wird man mehr oder weniger in die raue Bounty-Hunter-Welt eingeführt. Dabei wird einem der Vergleich des Hauptcharas mit Philip Marlowe und Bruce Willis mit Gewalt ins Hirn gepresst, das man wimmernd vorm Fernseher sitzt: „Ja ich habs verstanden, Hard ist ein verdammt raubeiniger Kerl mit einem weichen Kerl!“ Und wieso sind diese harten Hunde eigentlich immer geschieden und haben ein süßes Töchterlein?! Dabei gefällt mir sein Spruch am besten: „In der South Bronx geschehen so viele Morde wie Absätze von den Schuhen abbrechen“. [36] Aua. Das ist mal grandiose Rhetorik. Eigentlich schon eine biblische Metapher. Nachdem ich mich von meinem Lachanfall erholt habe, geht es auch ruckzuck in den zweiten Teil des Films. Hier wird dann zwanghaft bemüht innerhalb von 15 Minuten eine Kriminalstory aufzubauen. Auf inhaltlichen Tiefgang wird also verzichtet – und als Zuschauer nimmt man diesen Story-Snack dankend an. Eine größere Portion hätte es nicht sein dürfen, sonst würde man an diesem unverdaulichen Happen wohl ersticken. Schlussendlich das letzte 1/3. Primär wird hier rumgeballert. Mit allen Kalibern. Die Schießerei hält so lange an, bis auch der letzte Bösewicht erledigt ist – und das wars. Kurz und knackig. Auf einen Epilog wird dann auch verzichtet, das würde den Adrenalin-Rausch des staunenden Zuschauers nur abwürgen. Jetzt kann man sich vielleicht fragen, warum man sich so was überhaupt anschauen soll? Naja, vor zehn Jahren blieb dem geschätzten Anime-Fan ja sowieso nix anderes übrig, als auch den letzten Dreck zu gucken. Und warum sollte man sich Bounty Hunter heutzutage anschauen? Hier mein Vorschlag. Stell die vor es ist Wochenende und eigentlich hast du dich mit deinen Kumpels verabredet. Und die agen einer nach dem anderen ab. Du bist frustriert. Und weil es schon nach 20 Uhr ist, gehst du zum Kiosk oder zur Tanke und holst dir einen Sixer. Und den trinkst du dann – genau in dieser Situation kann einem Bounty Hunter glänzende Unterhaltung bieten - aber auch nur dann. |